Wissenschaftlicher Newsticker Oktober 2014

miniGPS: Lean-Management-Konzept für den Mittelstand

 

miniGPSOktober 2014 Produzierende Unternehmen der eher kleinbetrieblich geprägten Industriestruktur Sachsen-Anhalts stehen zusehends vor der Herausforderung, ihre Fertigungs- und Montagesysteme an sich rasch ändernde Produktionsprogramme anzupassen. Effizienzbemühungen durch den integrierten Methodeneinsatz anhand Ganzheitlicher Produktionssysteme, wie es Groß-/ Serienfertiger anstreben, werden in kleinbetrieblichen Produktionsstrukturen vornehmlich durch das eigentümergeführte Management fallspezifisch organisiert. Um dies zu operationalisieren, bedarf es passender Betreibermodelle: Das miniGPS. 

Die in großindustriellen Strukturen systematisch erhobenen Kennzahlen zur Charakterisierung von Betriebszuständen dienen als Indizes für notwendige innerbetriebliche Veränderungen infolge sich wandelnder Kundenanforderungen. Ganzheitliche Produktionssysteme (GPS), als handlungsgebende Orientierungsrahmen für den passfähigen Einsatz von Lean-Management-Methoden, werden bei erkannten Anpassungsnotwendigkeiten als Ziel- und Methodenbaukasten zur zeitnahen Einflussnahme auf die installierten Fertigungs- und Montagesysteme angewendet. [1]

KMU- Spezifik als Stärke nutzen

Dieses systematisch-kennzahlengestützte Vorgehen wird in kleinbetrieblichen Produktionsstrukturen häufig erfahrungsgeleitet durch das inhabergeführte Management ausgeführt, wobei bedingt durch die hohe Marktorientierung die Charakterisierung systemimmanenten Zustände vor allem bei Unternehmen mit hohem Autonomiegrad und einer Produktverantwortung häufig zu kurz kommt.

Werden Schwellwerte durch sich deutlich ändernde betriebsspezifische Bewertungsgrößen überschritten (z.B. Liefertermintreue), ist ein auslösendes Moment zur Systembeeinflussung erreicht, das aber in aller Regel fabrikplanerische Aktivitäten zur Anpassung der Produktionssysteme nach sich zieht.

Weniger systematisiert und kaum analytisch initiiert ist dieses Vorgehen grundsätzlich identisch zu Groß-/ Serienfertigern. Für operative Herausforderungen resultierend aus Wachstums- oder Veränderungsphasen fehlt jedoch vielerorts ein das Management entlastendes Regelwerk von typisiert einsetzbaren Lean-Management-Methoden, um eine methodisch-fundierte Systembeeinflussung auf Basis einer analytischen Bewertung definierter Betriebszustände vorzunehmen.

Gefragt sind der Betriebsgröße angepasste Betreibermodelle (sog. miniGPS), die eine Komplexität reduzierende Vereinfachung von Ganzheitlichen Produktionssystemen darstellen („Downsizing“). Im Rückgriff auf fallspezifisch abzuleitende Kennzahlensysteme ermöglichen derartige Lean-Management-Module (sog. Methodenbaukästen) eine gezielte und zeitnahe Systembeeinflussung getragen durch die direkt ausführenden Mitarbeiter.

Adaptieren statt Kopieren

Gerade für Klein- und Kleinstbetriebe ist der Adaptionsaufwand, der zwangsläufig im Umgang mit Regelwerken zum typisierten Einsatz von Lean-Management-Methoden anfällt, in einem operativ bewertbaren Aufwands-Nutzen-Effekt nur schwer greifbar.

Synergien erschließen

Gestützt auf zahlreichen Studien und Projekten der industriellen Auftragsforschung sehen die Forscher des IAF gerade in einer initialwirkenden Charakterisierung der Fertigungs- und Montagesysteme nach systemtheoretischen Grundsätzen die notwendige Voraussetzung, um langfristig-planerisch als auch kurzfristig-optimierend einzugreifen. D.h., nur mit einer umfassenden Systembeschreibung sind sowohl langzyklisch angelegte Aktivitäten der Systemplanung als auch operativ wirksame Systemverbesserungen auszuführen.

Das miniGPS Ein selbststeuerndes Betriebskonzept

Dem Nutzer gestattet eine zieladäquate Zweck-Mittel-Kombination auf Basis der lediglich unikal auszuführenden Systembeschreibung nunmehr eine zweckdienliche Auswahl und Adaption zielführender Lean-Management-Methoden, die schließlich in einem selbststeuernden Betriebskonzept zusammengeführt werden (dem sog. miniGPS). Im Mittelpunkt dieses Vorgehens steht die analytische Durchdringung des zu gestaltenden Systems, aus dem der für die Erreichung der Unternehmensziele zweckmäßigste Methodeneinsatz abgeleitet wird, ohne den Anspruch zu erheben, zwingend einen ganzheitlichen Charakter zu erfüllen.

Der Weg zum miniGPS

Der zielführende Einsatz von Lean-Management-Methoden basiert auf einem permanenten kennzahlenbasierten Soll-Ist-Abgleich zur Sicherstellung der angestrebten Produktivität, dem sog betrieblichen Regelkreis. Die aus betriebsspezifischen Zielgrößen resultierenden Lean-Management-Module (sog. Gestaltungfelder) bilden zusammen mit der umfassenden Systembeschreibung den notwendigen Unterbau für das miniGPS-Haus, veranschaulicht über die funktionale Aufteilung (Module = Räume) auf einem grundsoliden Fundament (vgl. Abb. oben).

Der Grundansatz eines miniGPS liegt in der systemoptimierenden Beeinflussung des jeweils betrachteten Fertigungs- bzw. Montagesystems, so dass umfangreiche fabrikplanerische Aktivitäten zumeist resultierend in investiven Kapazitätserweiterungen vermieden werden können. Über die Installation praktikabler Kennzahlen erfolgt hierzu die Auswahl betriebsspezifisch zugeschnittener Lean-Management-Methoden, eingebettet in den betrieblichen Regelkreis (vgl. Abb. unten).

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Zudem informieren zwei wissenschaftliche Fachaufsätze ausführlich über die Wirkungsweise und erste Anwendungserfahrungen mit dem miniGPS-Ansatz. [2] [3]

Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Gerd Wagenhaus, , Dr.-Ing. Ulf Bergmann

 

[1] Uygun, Y.: Entwicklung eines Diagnosesystems für Ganzheitliche Produktionssysteme. Dissertation Universität Duisburg-Essen, Duisburg 2013

[2] Bergmann, U.; Heinicke, M.; Wagenhaus, G.: Methodisch Planen Erfolgreich Agieren. In: Industrie Management 30 (2014) 4, S. 45-48

[3] Bergmann, U.; Wagenhaus, G.: miniGPS: Betreibermodelle für wachstumsorientierte KMU. In: ZWF 109 (2014) 9, S. 629-632

 

Letzte Änderung: 20.04.2022 - Ansprechpartner: Webmaster